Kinderhändchen - Gedicht von Hilly Ohnesorg
Kinderhändchen
Wie sich sein Mündchen kraus verzieht -
Halb Weinen und halb Lachen. -
Gleich - gleich, mein Kind! Dein Mütterlein
Wird schnell dein Fläschchen machen,
Du kleiner Schelm verstehst ja nicht,
Was ich da zu dir sage. - -
Doch schau, bei meiner Stimme Klang
Verstummet seine Klage.
Es strecken sich entgegen mir
Aus Spitzen - seid´nen Bändchen
Die winzig kleinen, goldigen
Die süßen Kinderhändchen.
Und wie ich mit dem Fläschchen komm´,
Da röten sich die Wangen -
Und aus den Blauguckäugelein
Spricht eiliges Verlangen.
Und wie das Mäulchen
Saugt und trinkt,
Hält er sein Fläschchen feste,
Und streichelt es voll Zärtlichkeit
Und leert es bis zum Reste.
Die Aeuglein schließen halb sich schon,
Doch noch ein kleines Endchen
Bewegen sich die rosigen,
Die süßen Kinderhändchen.
Schon tief im Schlaf - sie fallen noch
So wichtig in das Leere,
Als ob der allergrößte Schatz
Daraus zu holen wäre. -
Gewiß holst du im Kindertraum
Die Sternlein dir, mein Bübchen?
Vielleicht - die Königskrone selbst
Greift sich mein Herzensliebchen?
Ach, greift euch alles Glück und füllt
Das Maß voll bis zum Rändchen,
Ihr winzig kleinen, goldigen,
Ihr süßen Kinderhändchen
Hilly Ohnesorg.
Ein besonderer Dank geht an Frau Nicole Klarner (Hannover) für die Übertragung des Text von der alten deutschen Frakturschrift.