Der alte Marktturm ersteht in neuer Gestalt
Beobachtugsstand für den Feuerwärter - Finanzierungsaktion soll Geld schaffen
hp OSTERODE. Im Frühjahr wurde die „Turmbauhilfe Osterode" ins Leben gerufen. Zur Wiedererrichtung des im Jahre 1941 etwa zur Hälfte abgebrochenen Marktturmes erbrachte eine Geldsammlung über 40 000 Reichsmark. Für einen Teil des Geldes wurden Baumaterialien angeschafft. Der Rest ging durch die Währungsreform verloren. Mit einer Ausstellung „Rund um den Marktturm" wurde eine neue private Finanzierungsaktion begonnen. Außerdem soll die Einwohnerschaft durch diese Ausstellung Einblick in die seit Jahren laufende Modellplanung und in die Baupläne gewinnen.
Im Jahre 1882 wurde der Marktturm als Nachfolger eines 200 Jahre alten im Barock-Stil gehaltenen Turmes errichtet. Er stand 55 Jahre. Dem damaligen Geschmack entsprechend, wurde eine in neugotischen Formen gehaltene Turmspitze gebaut. Die Giebelchen und Verzierungen hielten den starken Witterungsunbilden am Westharz nur einige Jahrzehnte stand. Der massive Unterbau des Turmes, eines der ältesten Bauwerke der Stadt, zeigte ebenfalls Verfallserscheinungen. Er mußte in den Jahren 1938/39 unter fachkundiger Leitung durch umfangreiche Sicherungsbauten vor dem völligen Verfall geschützt werden. Die Arbeiten wurden so gründlich ausgeführt, daß der Unterbau eine neue Turmspitze noch Jahrhunderte zu tragen vermag.
Seit 1938 liegen Entwürfe für einen Neubau des Turmabschlusses vor. Grundforderung dabei ist, eine Bauform zu finden, die dem Charakter der Harzstadt entspricht. Auswärtige Fachmänner und Stadtbaumeister Dr. Martin schlugeit einen doppelspitzigen Turm vor; Professor Fischer empfahl einen einspitzigen Turm. Die Ausstellung zeigt alle Entwürfe; sie enthält auch die Darstellungen der früheren Türine, von denen zwei durch Feuersbrünste verloren gingen.
Bevölkerung stark interessiert
Obwohl der Marktturm unmittelbar neben der St.-Aegidien-Marktkirche steht, ist er doch städtisches Eigentum. Kein Wunder, daß die Einwohnerschaft an der Neugestaltung des Marktturmes regen Anteil nimmt und auch ein entscheidendes Wort mitreden möchte.
Der seines Aufbaues beraubte Marktturm verunziert seit vielen Jahren das Stadtbild. Ihn nach Kriegsschluß neu zu errichten, war unmöglich, da der Stadt durch mehrere Brücken-, Straßen- und Wohnungsbauten vordringlichere Aufgaben gestellt waren. Die private Initiative, wie der Zusammenschluß zu einem Verein „Turmbauhilfe", ist daher nur zu begrüßen. Die Vorbesprechungen und Beratungen mit den Behörden führten zu dem Entschluß, wieder einen Marktturm mit einer Spitze zu errichten, wie er der örtlichen Überlieferung entspricht. Der Turm soll auch wieder einen Beobachtungsstand für den Feuerwärter erhalten.
Der breiten Geschlossenheit des Unterbaues entsprechend, ist ein Aufbau des Glockengeschosses geplant, er soll aus dem gleichen Steinmaterial wie der massive Baustumpf errichtet werden. Ein Satteldach schließt den Glockenturm ab. An den beiden Schmalseiten sind senkrechte Giebel geplant, über der Mitte des Dachfirstes erhebt sich die eigentliche Turmspitze, sie wird eine Höhe von 65 Meter vom Erdboden bis zum Fuße des Hahnes erreichen. Der Barockturm war 44 Meter hoch, der 1882 erbaute Turm 56 Meter. Der jetzige, von Architekt Diplom-Ingenieur Stephan stammende Entwurf vermeidet absichtlich alle Verzierungen, um eine lange Lebensdauer des Bauwerkes zu erreichen.