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Historische Zeugen der Fabrikstadt Osterode - Teil 2: Fabrik Scheerenberg

Echo am Sonntag
vom
Sonntag, 06. Juli 1986
, von Armbrecht, Friedrich
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Fabrikstadt Osterode | Firmengeschichte

Osterode (fa). Die Fabrik Scheerenberg entstand auf historischem Grund, denn bereits um 1460 waren die Oste-roder Bürger Tile des Heren und Hermann Bothen von Herzog Albrecht mit einer „freien Hüttenstätte am Scheerenberg" beliehen worden. 1587 wird dieser Hüttenbetrieb noch erwähnt, ob er jedoch auch den 30jährigen Krieg überstand, ist fraglich. Die „Scheerenberger Sägemühle" verdankte ihre Entstehung im 18. Jahrhundert einer „Wurmtrocknis", das heißt einem Schädlingsbefall der Wälder. Der enorme Anfall abgestorbener oder gefährdeter Bäume konnte von den vorhandenen Sägemühlen allein nicht mehr bewältigt werden. Die notwendige Wasserkraft wurde aus dem angestauten Bach bezogen, der mit den „Scheerenberger Teichen" noch heute vorhanden ist. Später kam noch ein aus der Söse abgezogener Graben hinzu, der ebenfalls noch existiert. (In Höhe des Jugendzeltplatzes „Schwarze Brücke" beginnend, mündet er unterhalb "der Fabrik Scheerenberg wieder in die Söse.)

Für über 20 Jahre sind auch die Namen der Sägemüller vom Scheerenberg überliefert.

1787-1800 Heinrich Christian Klapproth aus Riefensbeek 1800-1806 Johann August Jürries

1806-1810 Johann Heinrich Trute aus Riefensbeek

1810 kaufte der Schichtmeister Friedrich Beer das Sägewerk, ließ es aber als Ölmühle durch den Müller Heine nutzen. Bereits zu dieser Zeit versuchte der Oberfaktor Johann Friedrich Schachtrupp (1773-1822) die Mühle zu kaufen, um darin eine Bleiwalzfabrik betreiben zu können. Das gelang zunächst nicht. Erst 1811 tauschte er die von ihm erworbene städtische Kalkmühle mit Heine gegen den Scheerenberg.

Schachtrupp begann nun 1812 mit dem Bau einer großzügigen, aus insgesamt acht Gebäuden bestehenden Bleiweißfabrik, die sich innerhalb weniger Jahre zu einem blühenden Unternehmen entwickeln sollte. Nach dem frühen Tode des Gründers setzte dessen Sohn Johann Georg Wilhelm Schachtrupp (1801-1864) das Aufbauwerk fort, in dem er der Fabrik vier weitere Gebäude hinzufügte. Die Nähe der Harzer Bergwerke begünstigte diese Entwicklung, aber neben dem günstigen Bezug des Rohbleies spielte auch die ausgezeichnete Qualität des Bleiweißes, des Tkfel-, Rollen-und Hagelbleies eine entscheidende Rolle. In vielen zeitgenössischen Berichten werden der „Fäbrikort Scheerenberg", die Arbeitsprozesse und die hergestellten Produkte genauestens beschrieben.

Doch schon 1834 war die Produktion durch mangelnden Absatz merklich zurückgegangen. 1854 entschloß sich Schachtrupp, das Unternehmen an seinen Sohn Johann Friedrich Schachtrupp (1825-1911) zu übertragen. Bereits ab 1853 hatte die Unternehmerfamilie versucht, sich von dem stattlichen, aber aufwendigen Anwesen auf dem Lindenberg zu trennen. Erst 1858 verkauften sie die Villa mit ihren Nebengebäuden und dem Park an die Stadt.

Doch dies war keine Lösung aus der sich abzeichnenden Krise. Bereits 1857 war die Firma gezwungen gewesen, fremdes Kapital aufzunehmen und 1866 mußte sie die Walzbleifabrikation einstellen. 1872 wurde sie zwar noch in die „Actiengesell-schaft Harzer Blei werke" vormals J. F. Schachtrupp und Comp." umgewandelt, aber sieben Jahre später war der Konkurs unvermeidlich. Die Löschung im Handelsregister beendete 1881 ein interessantes Kapitel Osteroder Wirtschaftsgeschichte.

Noch sollte die Fabrik aber fortbestehen. 1882 übernahm Franz Hoelemann (1843-1904), seit 22. 9. 1886 Bürger in Osterode, das Fäbrikunter-nehmen. „Harzer Bleiwerke, Hoelemann & Wolff" nannte sich nun die Firma, deren Leitung ab 1904 Bergassessor a. D. Wilhelm Werner übernahm. 1930 wurde dessen Sohn Dr. Franz Werner Inhaber, 1962 wiederum dessen Sohn Dipl.-Kaufmann Volkmar Werner, der seitdem als persönlich haftender Gesellschafter den Betrieb und einige Zweigfirmen leitet.

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Die „Eulenburg" der Fa. Greve & Uhl

Osterode (cap). Geradezu imposant wirkt die Fabrikanlage am Scheerenberg auf dieser historischen Darstellung. Am rechten Bildrand ist das Tor zu erkennen, das bis heute die Einfahrt auf den Fabrikhof bildet.

 

Osterode (cap). Produziert wird in der Fabrikanlage am Scheerenberg bis zum heutigen Tage. Vor genau drei Jahren eröffnete hier die neue Firma „Industrie- und Anlagenbau (Merode GmbH" ihren Betrieb. Das leistungsfähige Unternehmen produziert Schallschutzwände und -kapseln, Meister- und Personalkabinen, Pförtnerhäuser, Elektro- und Führerhäuser, hochgradig schallabsorbierende Trennwandsysteme, Akustikdecken, Schaltwarten. Beschäftigt sind zur Zeit 22 Mitarbeiter.

 


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