Appel, Alfred
Osteroder Kreis=Anzeiger vom 27.07.1996
Ein Mann mit zwei Mützen
Von Sonja Markgraf
Nicht nur seine Fischgerichte sind extraklasse. Mit geübter Hand verfeinert Alfred Appel, Inhaber und Küchcnchcf des Restaurants Zur Alten Harzstraße, edle Speisen und lek-kere Hausmannskost. „Mein Beruf ist meine Leidenschaft", sagt der 47jährige. Doch sobald er ein paar Stunden abknapsen kann, tauscht er seine weiße Kochmütze gegen eine schwarze Schirmmütze mit der Aufschrift „Guzzi Alfred". Der Freizeit-Biker liebt die italienischen Moto-Guzzi-Fabrikate. „Wer einmal eine gefahren ist, kommt nicht mehr davon los." Seine Frau Monika schenkte ihm vor sechs Jahren einen Gutschein für den Führerschein Klasse I.
Seit Erwerb des „Lappens" nutzt er jede freie Minute, um mit seiner Maschine durch den Harz zu kacheln. Auf dem Sozius sitzt die Ehefrau, die für das Hobby ihres Mannes nicht nur Verständnis hat, sondern seine Begeisterung teilt. Auch Tochter Martina (22) kurvt gerne auf ihrer BMW durchs Land.
Seit einigen Jahren veranstalten die Appels im Sommer ein Moto-Guzzi-Treffen auf dem Gelände an der Alten Harzstraße. Um die hundert Motorradfahrer überprüfen dann ihre Fahrkünste. In der Szene hat sich herumgesprochen, daß „Guzzi Alfred" genügend Platz und Gastlichkeit für derartige Veranstaltungen bieten kann. An diesem Wochenende ist der gebürtige Saarländer Ausrichter eines Cobra-Treffens, bei dem „Infizierte" ihre legendären britischen Oldtimer zur Schau stellen.
Trotz aller Faszination, die Motorisiertes auf den fröhlichen Mann ausübt: Lebensinhalt Nummer eins bleibt der gastronomische Betrieb. „Mein Hobby sind meine Gäste", sagt der Küchenmeister, der nach seiner Ausbildung im Schwarzwald zunächst in einem Spezialitätenrestaurant in Saarbrücken und dann in einem Kurhotel in Bad Sachsa gearbeitet hatte.
95 Prozent seiner Gäste in Osterode-Freiheit sind Stammgäste. Appel: „Ich schätze es, mit meinen Gästen ein nettes Wort zu wechseln." Viele kommen mindestens einmal die Woche, um Essen und Atmosphäre zu genießen.
Im Sommer 1969 hat Alfred Appel das Restaurant Zur Alten Harzstraße übernommen. Es hatte seinen Schwiegereltern Dieter und Helga Helmbold gehört, die heute noch gelegentlich an Herd und Tischen mithelfen. Zwei der fünf Köche sind dem Betrieb schon seit rund zwei Jahrzehnten treu geblieben.
„Das Team ist so gut, daß wir getrost in den Urlaub fahren können", sagt Appel. Dann wird dem Harz der Rücken zugekehrt und geschwind geht's Richtung Hochgebirge - auf einer Moto-Guzzi in die Alpen.